Umbrien und Südtoskana

16. März bis 16. April 2025

Anne Joshi & Otto Blassnig

   

 

Westliches Umbrien

und Südtoskana

1. - 13. April

 

 

 

 

1. - Wir hatten gepackt, waren startklar für den Lago Trasimeno, wollten aber noch ein paar Mitbringsel und Wein in Spello einkaufen. Der Ort war wieder ganz entzückend, ein Rasen mähender Kollege an der Arbeit, aber der Wein war echt zu teuer. Also doch auf das Weingut Arnaldo Caprai - gute Entscheidung. Die Führung durch eine sehr kompetent junge Dame hat sehr große Freude gemacht. Es war spannend so viel über den hiesigen Weinbau zu erfahren, besonders über den Sagrentino.

Der Montefalco Sagrantino DOCG ist ein trockener, roter DOCG-Wein aus Umbrien. Er wird aus der Sagrantino-Traube hergestellt, die in den 1970er Jahren noch als unwürdige Bastadtraube bezeichnet wurde. Der Wein besitzt seit 1979 eine „kontrollierte Herkunftsbezeichnung“ (Denominazione di origine controllata – DOC). Seit 1992 wurde er in die höhere Stufe einer DOCG eingeordnet. Diese wurde zuletzt am 7. März 2014 aktualisiert. Er wird in den Typen „Secco“ (trocken) und „Passito“ (Dessertwein) hergestellt.

Geschichte des Weingut Arnaldo Caprai: 1971 machte sich Arnaldo Caprai, ein erfolgreicher Textilkaufmann, den Traum vom eigenen Weingut wahr indem er sich das Anwesen Val di Maggio in Umbrien kaufte. Anfangs bewirtschaftete er lediglich fünf Hektar, doch als ihm mehr und mehr das große Potential der Region einschließlich der lokalen Rebsorte Sagrantino bewusst wurde, vergrößerte er seinen Besitz in der Umgebung. 1988 übernahm der Sohn von Arnaldo Caprai, Marco Caprai die Leitung des Weingutes. Dieser Generationenwechsel, legte den Grundstein für eine neue Ära der Anbauregion Montefalco und der Rebsorte Sagrantino. Die Zusammenarbeit mit führenden Fachleuten und Forschern, die sich mit den Anbau- und Weinbereitungsmethoden der Sagrantino-Rebe beschäftigen, war ein wesentlicher Faktor bei der Herstellung eines der besten italienischen Rotweine.

Hier einige Daten des Weingutes:

180 ha Weinanbau, 5 ha Olivenbäume

5000 Eichenholzfässer aus Frankreich, die nach 5 Jahren kontinuierlich erneuert werden, jährlich 500 Stück

Abfüllung täglich 3000 Flaschen, ca. 1.000.000 pro Jahr

2012 Europäisches Weingut des Jahres

Nach der Führung gab es natürlich eine Verkostung, großartig und mit erheblichen pekuniären Folgen - 450€ wechselten den Besitz, aber wir haben nun einige Wein-Schmankerln für zuhause und eine Bestellung von Thomas erledigt.

 

 

Ganz beglückt und leicht angeduselt (ich) fuhren wir (Otto) weiter zum Lago Trasimeno - Hunger!! Bei einem kleinen Gasthaus, Taverna di Julio stoppten wir, wieder gute Entscheidung - köstliche Nudeln, herrlich gegrilltes Fleisch mit köstlichem Salat und Kartoffeln. Die sehen uns sicher wieder.

Dann weiter zu unserem neuen Heim auf Zeit. Wie soll ich das Beschreiben: für mich war es ein Schock, Otto meinte ganz lapidar: "Die haben bei der Verteilung des gutes Geschmackes geschwänzt." Alles voll mit Krimskrams, Nippes, Plastikblumen, scheußlichem Porzellan und ganz viel Rosa, aber die Wohnung ist riesig. Otto hat alles herein getragen und ich habe gleich mal angefangen umzuräumen, angefangen alles kleine Zeuglwerk in den Kasten im ersten Raum zu stell (das Zimmer nutzt Otto nur zum Turnen), dann die Möbel verschieben und schließlich Vorhänge abnehmen/zur Seite schieben und alles entkitschen. Die Übung war vermeindlich gelungen

 

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2. - Nach einer Nacht im falschen Bett, der Verzweiflung nahe schon auf der Suche nach einer neuen Unterkunft, gab es einen zweiten "Umräumdurchgang". Besser! Auch die Sonne schien wieder und es wurde wärmer. Der Kühlschrank war leer, also auf zum LIDL, aber zuerst einen Streifzug durch Casteligno del Lago. Man merkt sofort - Touristenort. Trotzdem ganz nett, denn es war ja Nebensaison. Der Einkauf wurde ins neue Heim gebracht, die Waschmaschine in Betrieb genommen und dann war, soweit möglich, Gemütlichkeit angesagt. Zuerst aber noch Bericht schreiben und Filmchen machen.

 

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3. - Wir fuhren durch die morgendliche Südtoskana - wunderschön. Da wusste ich gar nicht was ich nicht fotografieren sollte. Hin und wieder sind wir stehen geblieben, haben auch eine Burg, die eine Gästeunterkunft ist, und die Kirche von Ascione näher besichtigt.

Wir waren vor 10 Jahren schon einmal Siena, unser Ziel an diesem Tag, und waren begeistert. Daran hat sich nichts geändert. Diesmal wurde auch hier der Aufstieg in die Altstadt durch ein Rolltreppensystem erleichtert und es waren halt viel mehr Menschen unterwegs. Wie sind diesmal auch in Straßen gegangen, die nicht so bekannt sind, sozusagen in die zweite bis dritte Reihe um die Piazza del Campo. Da es sooo wuselig war haben wir gezögert den Dom zu besuchen, aber dann doch eine "Besucherlücke" gefunden. Zuerst waren wir aber essen. Wir erinnerten uns an die besten Ravioli auf der Piazza Mercado. Dort gibt es zwei Lokale, also eine fifty fifty Chance. Leider genau daneben, das Essen war grauenhaft, säuerliche Pasta, da waren wir nicht sicher, ob das sooo gemeint war oder  die Saucen etwas überstandig waren.
Mit gutem Schmausen zuhause und spannendem Krimi ging der Tag zu Ende.

 

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4. - Eine liebe Freundin hat uns eine Abtei in der Südtoskana ans Herz gelegt und dahin machten wir und sehr früh auf den Weg. Die Abbazia San Galgano war unser Ziel, eine gotische Ruine, wie ich sie nur aus Schottland kannte.

Zuerst entdeckten wir aber nicht weit davon entfernt ein altes Schloss, das richtig verwunschen aussah. Anstatt der Straße folgend nach links fuhren wir gerade aus auf die Anlage zu. Was für eine Überraschung. Das Schloss Frosini mit seinen beiden Kirchen und einigen Häuschen bildet einen kleinen Ort, in dem nur noch wenige Menschen leben. Das Schloss selbst ist in Privatbesitz und leider nicht zugänglich. Neugierig geworden sahen wir uns um und entdeckten ganz märchenhafte Ein- und Ausblicke.

Exkurs

Es war schwierig, etwas über dieses Schloss in Erfahrung zu bringen. Hier einige "Fundstücke":

Das Schloss Frosini liegt an der Staatsstraße 73 „Senese-Aretina“ in der Gemeinde Chiusdino. Es ist antiken Ursprungs (es wird bereits in Dokumenten des 11. Jahrhunderts erwähnt) und gehörte den Grafen von Gherardesca. Es spielte zweifellos eine wichtige Rolle, insbesondere aufgrund seiner strategischen Lage an der „Strada Massetana“, die von Siena zu den Erzbergen und in die Maremma führt. Im 13. Jahrhundert wurde das Schloss Teil der Herrschaft der Republik Siena.
Im Weiler Frosini befindet sich die Kirche Unserer Lieben Frau vom Guten Rat, die im 19. Jahrhundert vom Architekten Baccani erbaut wurde.
Im Schloss war auch die Anwesenheit der Tempelritter nachzuweisen, die ihr Herrenhaus, das „Mansio Temples de Fruosina“, als Unterkunft für Reisende und Pilger nutzten. Die Templer hatten in der Nähe (in der Ortschaft Valloria im Mersetal) auch eine romanische Kirche errichtet.
Weiters gibt es eine gruselige Sage über den Geist von Brandani, der um im 14. Jht. der Pest zu entkommen, sich mit Nekromantie beschäftigte und sich jahrelang im Schloss einsperrte. Noch heute soll er als eine Art Vampir dort sein Unwesen treiben. Die wiederholten Schließungen, denen die Burg sowohl im 20. Jahrhundert als auch in früheren Jahrhunderten ausgesetzt war, bestärkten die örtlichen Ältesten in der Annahme, dass die Gestalt des Nekromanten noch immer in den verlassenen Räumen der Burg umherwandere und diejenigen, die sich dorthin wagten, zu einem ewigen Tod in der Welt der Lebenden verdammte. Aber von diesen Geschichten wussten wir ja nichts (und wenn, hätten wir uns nicht abhalten lassen).

Weiter ging zur Abtei des Heiligen Galgano, letzte Überreste einer gotischen Kirche und Abtei aus dem 13. Jahrhundert ohne Dach in ländlicher Umgebung. Wir waren regelrecht "geflasht", so viel erhabene Schönheit. Ein absolutes Highlight unseres Urlaubes. 

Zur Geschichte des Heiligen gehört auch Eremo di San Galgano, die Kirche über seiner Einsiedelei, wo auch das von ihm 1179 in den Fels gestoßene Schwert noch zu besichtigen ist (gilt manchen als Inspiration zur Artussage). Im mittelalterlichen Dörfchen Chiusdino  wurde er als Sohn eines Adligen geboren und dort befindet sich auch ein kleines Museum. Alles sehr sehenswert, auch weil es die Geschichte schön abrundet.  Vieles zur Historie könnt ihr hier nachlesen >hier

 

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5 - Ich habe mir endlich Zeit genommen die Rückstände aufzuarbeiten (ganz habe ich es eh nicht geschafft) und meine Chilikeimlinge umzutopfen. Vier neue Videos sind fertig. Am Abend gab es wider einmal Meeresfrüchte mit hiesigen hausgemachten Nudeln. Superlecker.

 

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6. - Ein herrlicher Morgen mit einer Fahrt durch die Südtoskana, vorbei am Montepulciano (mit Zwischenstopp am Tempiuo di San Biagio) nach Pienza. Hier war erheblich mehr los als in anderen Ortschaften. Wir sahen uns wie immer die wunderschönen Kirchen an, genossen einen großartigen Ausblick bis zum Monte Amiata und warteten bei einem Capuccino auf den Einlass in dem Palazzo Piccolomini. Die Stadtresidenz entstand als Teil der Umgestaltung von Corsignano, der Geburtsstadt Enea Piccolominis, des späteren Papstes Pius II., in die Idealstadt Pienza. Mit der Umbenennung der Stadt in Pienze (Piusstadt) setzte er sich selbst und seiner Familie ein Denkmal. Der Palast wurde von Bernardo Gambarelli, genannt Bernardo Rossellino, in Anlehnung an den Palazzo Rucellai in Florenz entworfen und ab 1459 gebaut. Er ist eines der frühesten Beispiele für die Architektur der Renaissance.

Leider darf man in den Räumen nicht fotografieren (2 heimliche Bilder mit sehr schlechtem Gewissen habe ich mir gestattet). Auf jeden Fall sind der Ort und der Palast sehr sehenswert.

 

 

Weiter durch die unbeschreiblich schöne Landschaft mit Weinbergen und  ihren großartigen Bauten, teilweise kleinen Schlössern ähnlich, fuhren wir eine "Abkürzung" nach Sant Antimo. Irgendwo haben wir übersehen abzubiegen und landeten auf einer Schotterstraße. Hat sich gelohnt, denn hier haben wohl einige sehr betuchte Menschen ihrer Wohnsitze in historischen Gebäuden.

Die Abtei Sant Antimo kannten wir auch von unserer Reise vor 10 Jahren. Da hat sich einiges verändert - auch kein Geheimtipp mehr, aber wunderschön restauriert.

Die Abtei wurde schon im 8. Jahrhundert von den Benediktinern gegründet. Der Legende nach erfolgte die Gründung des Klosters Sant'Antimo auf Betreiben Karls des Großen. Ein besonderes Juwel ist die für die Toskana eher untypische Kirche. Der 1118 begonnene Kirchenbau orientiert sich architektonisch an den Klöstern im Burgund. Das ursprüngliche Benediktinerkloster wurde 1462 aufgehoben. Erst 1979 wurde das Kloster von den Augustiner-Chorherren aus Frankreich wiederbesiedelt. Heute leben einige mexikanische Ordensschwestern der Kongregation der „Missionare des Heiligen Johannes des Täufers" im Kloster.

 

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7. - Leider hatte ich in der Nacht zuvor wenig geschlafen, vermutlich zuviel Eistee am Nachmittag. Das Gute daran um 3 Uhr aufzustehen war, dass ich wieder an meinen Filmen weiterarbeiten konnte. Otto hat am Vormittag wieder ein Workout gemacht, dann ging es einmal um den Lago Trasimeno, besser gesagt, wir fuhren. Auch hier gibt es viel Schönes und Altes zusehen, wenn auch in Westentaschenformat. Leider hatte das Lokal unserer Wahl (Ristorante la Taverna di Julio) geschlossen, also volles Risiko und in ein neues gewagt, war auch recht gut.  All zu oft werden wir allerdings nicht Essen gehen, das ist hier schw....teuer.

 

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8. - Nachdem wir am Tag zuvor regelrecht eingeknickt sind, es ist einfach zu viel an Eindrücken, Sightseeingstress, Fahrerei... sind wir zur Einsicht gekommen, dass alles hier noch länger steht, und dass wir es ruhiger angehen werden. Also, diesen Tag nur eine Stadt und das ganz entspannt. Unsere Wahl viel auf Cortona, die Stadt in unserer unmittelbaren Nähe. Von Weitem sah sie schon sehr interessant aus, aber wieder in der Früh durch die einsamen Straßen zu streifen, in Ruhe alles zu betrachten und Schönes entdecken war ganz großartig. Hier begegneten mir auch Werke eines Künstlers wieder, die ich auch schon in Assisi, Spello ... faszinierend fand, Meister Andrea Roggi. Da hätte ich zu ersten Mal auch gerne ein Werk zeitgenössischer Kunst gekauft. In seiner Galerie in Cortona habe ich ja eines gesehen, auf Anfrage hin leider unleistbar.

In der Kirche des Franziskanerklosters der Stadt werden das letzte Hemd und der Kniepolster des Heiligen aufbewahrt und gezeigt.

Weiter fuhren wir auf die Burg mit Kloster über der Stadt. Die Kirche war ganz nett, aber die Burg kann gar nix, außer... man kann hinfahren, mit dem Lift auf Höhe der Mauer fahren und hat dann von dieser ein phantastische Aussicht.

Es ging sich gerade noch aus, dass wir beim Julio Essen konnten - mein erstes t-bone Steak - es war einfach nur superlecker. Am offenen Feuer, bzw. der Glut, kurz gegrillt und davor mit Gewürzen und Kräutern eingebeiztes Fleisch bester Qualität aus der Region.

Ein sehr vielseitiger Tag ging zu Ende, ohne dass ich auch nur ein Mal am Laptop war.

 

 

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9. - In der Früh gleich wieder los, diesmal nach Montepulciano, einem der bekanntesten Orte für Kultur- und Weinliebhaber. Durch leere Straßen zu laufen war bis dahin immer eine Freude, hier war es eher bedrückend. Die Prachtbauten sind wuchtig und wenige davon gut restauriert, die Fassaden und Straßenzüge lieblos. Selbst der Hauptplatz wirkte etwas verwahrlost. Innerhalb von 2 Stunden füllte sich der Ort, hauptsächlich mit Amerikaner*innen, die Geschäfte legten ihre Waren aus und die Straßen wurden so bunter. Ich kann nicht sagen, dass ich von diesem Ort enttäuscht war, aber vom Sessel hat er mich nicht gerissen. Da half auch der Cappuccino in einem großartigen Jugendstilkaffee nicht mehr viel.

 

 

Aber..

in 1,5km Entfernung steht ja der Tempio di San Biagio, denn wir von außen schon bewundert hatten. Diesmal war er zur Besichtigung offen und wirklich eine Freude. Auch der Audioguide muss lobend erwähnt werden - sehr informativ.

Die Kirche Madonna di San Biagio, etwa einen Kilometer südwestlich unterhalb der Stadtbefestigung von Montepulciano gelegen, zählt zu den eindrucksvollsten Zentralbauten der toskanischen Renaissance. Sie liegt auf freiem Feld am Ende einer Zypressenallee und diente als Wallfahrtskirche.
Die dem Heiligen Blasius geweihte Kirche aus Travertin wurde von 1519 bis 1540 nach Entwürfen des Florentiner Architekten Antonio da Sangallo dem Älteren auf den Relikten der mittelalterlichen Pieve di San Biagio errichtet.
Die Anlage der Kirche geht zurück auf Bramantes (nicht ausgeführten) Plan für den Petersdom in Rom (1506).

 

Am Abend wird wieder einmal gekocht - Hühnchen mit Gemüse und Obst und dazu Reis :-)

 

 

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10. - Was für ein wunderbarer Tag mit einem der schönsten Momente dieses Urlaubs. Ich hatte es ja nicht zu hoffen gewagt, aber in der Galerie von Andrea Roggi gab es tatsächlich eine Skulptur für mich, na ja, beinahe, sie wird nächste Woche fertig, ist wunderschön und auch erschwinglich. Wir wurden von Dr. Elena Sarri, der Cousine seiner Frau, empfangen und beraten. Sie bekam auch meinen Rosenmuskat, den ich jeden Urlaub an einen besonderen Menschen verschenke.

 

 

Natürlich haben wir uns auch etwas angesehen - Hermitage Le Celle - ein wunderschönes altes Franziskaner Kloster inmitten intakter Natur. Zum Glück haben es noch nicht viele Touristen entdeckt. Wir hatten das Glück das gerade die Kirche geöffnet war. Zur großen Freude wurde meine Bitte erhört und es viel beim Zurückgehen Sonnenlicht auf das Kloster, wie wunderbar.

Auf der Heimfahrt sind wir noch in einer Gärtnerei eingefallen und haben uns mit Gemüsepflanzen eingedeckt.

 

 

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11. - Ein letzter Abstecher in das Herz Umbriens - nach Orvieto. Da wir schon sehr abgefüllt waren mit großartigen Eindrückern, wollten wir diese Stadt ganz gemütlich durchschlendern, Kaffee trinken, ein bisserl etwas ansehen und dann wieder ab in unsere Ferienwohnung. Na, daraus wurde gar nichts. Spätestens der Dom von Orvieto hat uns ungehauen. Da wir auch hier wieder früh unterwegs waren, hatten wir ihn fast für uns alleine. Was für ein Erlebnis, eine Pracht, ein künstlerisches Meiserwerk in jeder Hinsicht.
Der Dom gehört zu der großen Anzahl bedeutender Bauwerke, die im ausgehenden 13. Jahrhundert geplant wurden. Er wurde 1288 wahrscheinlich unter Arnolfo di Cambio (1240–1302) begonnen, der einige Jahre später den Dom und den Palazzo Vecchio von Florenz bauen sollte. 1308 war der Rohbau ohne Dach und Fassade fertig, diese wurde nach Zeichnungen von Lorenzo Maitani im 14. Jahrhundert vollendet.

 

 

Die Kapelle San Brizio, oder Kapelle "Nova", befindet sich im rechten Querschiff der Kathedrale von Orvieto. Berühmt ist sie für die wundervollen Fresken, wie sie in der italienischen Renaissance einzigartig sind. Sogar Michelangelo zeigte sich sehr beeindruckt. Das Jüngste Gericht, Luca Signorellis Meisterwerk, war für Michelangelo eine Inspirationsquelle bei der Gestaltung der Sixtinischen Kapelle.
Touri
stisch gesehen ist der Dom eine sehr lukrative Einnahmequelle für die nächste Umgebung, 2 Kaffe kosteten 9€.

So gestärkt ging es in den Untergrund von Orvieto. Ganz Orvieto ist von einem Höhlensystem durchzogen, das bereits von den Etruskern für ihre Brunnenschächten begonnen wurde. Im Mittelalter wurde dann aus Platzmangel in der Stadt das Höhlensystem stark erweitert, viel des Handwerks und vor allem die Vorratskeller in tiefere Etagen verlegt. Die über 1200 Tuffsteingrotten entstanden alle durch die Grabungstätigkeit der Bewohner, über etwa 3000 Jahre lang. Diese wurden erst an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert eingestellt.

Besonders spannend war zu hören, dass für die "Fleischproduktion" Tauben in den außen gelegene Höhlen gezüchtet wurden, die konnten sich selbst ernähren und der Mist wurde als Dünger für die Gemüsegärten verwendet.

Bei den öffentlichen Führungen über etwa eineinhalb Stunden kann nur ein sehr geringer Teil der Grotten und Stollen besichtigt werden, so z. B. eine in einer Grotte befindliche Olivenölmühle aus dem Mittelalter samt Mühlsteinen, eine Ölpresse, Feuerstellen, Futterkrippen für die Tiere, Taubenkobel, Wasserleitungen und Zisternen. War großartig und eine ziemliche Kraxlerei.

 

 

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12. - Auf der Rückfahrt von Orvieto fuhren wir ganz in unserer Nähe an einer alten Abtei vorbei. Die wollten wir noch vor unserer Abreise besuchen. Die Abtei Farneta ist ein kleines Juwel der ganz alten gotischen Baugeschichte. Die Abtei wurde als Kloster der Benediktiner im 9. oder 10. Jahrhundert gegründet. Das älteste erhaltene Dokument ist ein Privilegio aus Rom an Oddone abate di Farneta aus dem Jahr 1014. Die Krypta stammt aus dem 9. oder 10. Jahrhundert. 1940 wurde sie wiederentdeckt und ausgegraben, nachdem sie jahrhundertelang verschüttet gewesen war. Sie hat drei Apsiden, die an den Seiten je drei und in der Mitte vier kleeblattartige Nischen haben. Die Säulen darin sind Spolien und stammen aus verschiedenen römischen Gebäuden der Umgebung, was die unterschiedlichen Formen und Materialien auch der Kapitelle erklärt. Bei einer der Säulen aus rosa Granit wurde eine Herkunft aus Assuan nachgewiesen. Der Ort hat etwas mystisches und sehr ruhiges.

 

Wir hatten ja auch eine Gärtnerei entdeckt, die sehr gute und günstige Gemüsepflanzen hatte, hier haben wir uns für zuhause nocheinmal eingedeckt. Weiter ging es nach Casteligno del Lago um noch einige Mitbringsel einzukaufen und dann zu Jolio, auf ein letztes Schmausen vom Grill.

Beim Lidl kaufen wir ein, auch alles für eine Caponata, die ich für den Temmelmarkt im Mai herstellen wollte.

In unserer Ferienwohnung machte ich mich dann ans Schnippeln. Eine richtige Sizilianische Caponata ist recht aufwendig und braucht längere Ruhezeiten.

 

 

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13. - An diesem Tag wurde an den Videos gearbeitet, damit ich noch möglichst viel fertig gestellt habe bis zur Heimfahrt.

Die Caponata, die ich am Vorabend begonnen hatte, kam in die Glaserln. Unsere Zeit hier ging zu Neige und ehrlich, ich freute mich schon sehr auf unser Zuhause, mein eigenes Bett, unsere wunderbar NICHT angeräumte Wohnung, Fernsekuschenl, schönes Badezimmer und nicht zuletzt das Kaffeetrinken auf der Terrasse mit Ausblick auf den Garten.

 

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